Legasthenie

Was ist Legasthenie?

Wir erklären was hinter dem Begriff steht und welche vielversprechenden Lösungen es gibt

 

Beim Fachausdruck Legasthenie herrscht heutzutage eine große Unstimmigkeit.

Durch unzählige differenzierte Beschreibungen gestaltet sich ein Durchblick für viele Eltern als unmöglich.

Wir versuchen uns der Aufklärung des Begriffes anhand folgender Faktoren: Definition, Ursache, Wirkung und Lösung.

Der Begriff leitet sich aus den lateinischen Begriffen legere (lesen) und asthéneia (Schwäche) ab, und wird oft als übergreifendes Synonym für eine Lese- und Rechtschreibschwäche oder Lese- und Rechtschreibstörung verwendet.

Die genetisch bedingte Schreib- und Lesestörung wird auch Primärlegasthenie genannt

Allerdings müssen hier die einzelnen Begriffe klar getrennt werden.

Prinzipiell handelt es sich um eine medizinische Diagnose einer angeborenen Lese- und Rechtschreibstörung. Demgegenüber die Lese-und Rechschreibschwäche (LRS) für nicht oder nur teilweise erlernte Lese- und Rechtschreibfähigkeiten.

Legasthenie ist angeboren und in einer erblichen Disposition zu finden.

Früher wurde hier auch von einer erblichen Wortblindheit gesprochen.

Durch eine Stammbaumanalyse, Zwillingsforschung und molekularer Genetik wurden klare Anzeichen für eine genetische Disposition gefunden.

Eine weitere Ursache liegt in neurologischen Besonderheiten.

Hierbei tritt Legasthenie auf Grund einer Abweichung von Aktivierungsmustern in der Großhirnrinde auf.

Dies konnte mit entsprechenden bildgebenden Verfahren nachgewiesen werden.

Betroffen sind hierbei in erster Linie die Zentren für die Sprachverarbeitung im Bereich der Schläfen- und Stirnlappen der linken Hirnhälfte.

Außerdem wurde nachgewiesen, dass die jeweiligen Hirnzentren asynchron agieren und auch nicht ausreichend vernetzt sind.

Dabei stellt sich folglich die Frage, wie sich dieses Fehlfunktion in der Praxis auswirkt.

Fehler beim Lesen und Schreiben sind anfangs vollkommen normal beim Erlernen dieser Fähigkeiten. Alle Kinder machen ähnliche Fehler und haben eine ähnliche Lernkurve.

Die meisten Fehler verschwinden über die Zeit.

Anders sieht es hier bei Kindern mit Legasthenie aus. Diese machen auch Fehler, nur treten diese wesentlich häufiger auf. Besonders auffällig wird es, wenn die Fehler über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben und sich kein Lerneffekt einstellt.

Allerdings wird das Erkennen erschwert, denn es gibt keine erkennbaren Fehlerprofile und auch keine auffällige Systematik bei den Fehlern, denn die Fehler treten immer wieder – auch bei den gleichen Worten – an unterschiedlichen Stellen auf.

Das bedeutet, dass unterschiedliche Fehler bei dem jeweils gleichen Wort gemacht werden.

Untersuchungen in den letzten Jahren haben gezeigt, dass sich eine Unterteilung der Fehler aus therapeutischer Sicht möglich ist. Hierbei treten Fehler bei der lautgetreuen Schreibung auf, zum Beispiel bei der Buchstaben-Laut-Zuordnung, Gliederung der Worte, Auslassungen, Verdrehungen oder Hinzufügungen.

Abweichung von Regeln bei der lautgetreuen Schreibung, wie zum Beispiel Ableitungsfehler oder Groß- und Kleinschreibungsfehler. Texte werden nicht korrekt erfasst, es können keine Zusammenhänge hergestellt werden und eine Wiedergabe des Inhalts ist nicht möglich. Sonstige Fehler, die nicht in die genannten Kategorien fallen.

 

die Lösung

Eine frühzeitige Erkennung biete eine gute Chance, um höchst effektiv einzugreifen.

Als höchst wirksam haben sich hier Maßnahmen erwiesen, die schon direkt vor dem eigentlichen Erlernen der Sprache beginnen, um dadurch das phonologische Bewusstsein gleich von Anfang an schulen.

Legasthenie ist angeboren – gerade wenn ein oder beide Elternteile selbst Probleme haben bzw. hatten, dann ist frühzeitiges Handeln angesagt, bevor es zu Problemen im eigentlichen Schriftspracherwerb kommt.

Zusätzlich zum schulischen Bereich ist eine weitere Förderung notwendig, denn das Grundproblem ist chronisch und verschwindet nicht. Besonders wirksam sind hier Methoden zur Graphem-Phonem-Zuordnung und das wiederholte Lesen von Wortteilen, um dann so das geschriebene und gesprochene Wort besser zuzuordnen.

Für einen Legastheniker ist Leistungsdruck extrem schwierig, vor allem dann, wenn Legasthenie als Störung stigmatisiert wird.

Gegen Legasthenie, Dyskalkulie und andere Schreib-, Lese- oder Rechenprobleme gibt es kein Patentrezept, nur eine individuelle Förderung bringt den gewünschten Erfolg. Dr. Astrid Kopp-Duller

Oft entwickeln Kinder auf Grund ihrer Lese- und Rechtschreibstörung auch Sekundärprobleme, wie zum Beispiel eine massive Schulangst.

Hilfreich ist es hier, passende individuelle Bewältigungsstrategien zu erarbeitet und zu trainiert. Dadurch werden Fehler anders wahrgenommen und Versagenserlebnisse werden anders zu bewertet.